Ein Schritt nach vorn, ein paar mehr zurück

Ich weiß ja nicht ob Sies wissen, aber hier in Österreich ist der Kindergarten kein sehr großes Thema.

Wahrscheinlich weil wir Kindergarten- bzw. ElementarpädagogInnen einfach zu angepasst sind. Es finden sich in den BAfEPs hauptsächlich Menschen die gerne mit Kindern arbeiten und das vielleicht auch gut können. Aber mit 14 ist ein Mensch in meinen Augen einfach noch zu jung um die Tragweite zu verstehen von dem was wir im elementarpädagogischen Bereich leisten können oder eben auch nicht. Die meisten die das erkennen studieren weiter oder schmeißen den Beruf nach wenigen Jahren hin. Wer soll ihnen das auch verdenken? Weder die Arbeitszeiten noch die Bezahlung können gutes Personal halten, geschweige denn motivieren. Es bleiben (meist) Frauen die gerne mit Kindern arbeiten sich aber sonst nicht mit viel auseinander setzen möchten. Jeglicher Widerstand trifft auf Resignation oder scheitert an mangelnder Kommunikation zwischen unterschiedlichen Institutionen. Was bleibt sind ForscherInnen und wenige PraktikerInnen die nicht müde werden zu betonen wie wichtig die Bildung in jungen Jahren ist und wie viel Aufholbedarf in Österreich besteht. Leider scheinen die (ich möchte fast sagen wir) auf wenig Gehör zu stoßen.

Ich würde mich freuen wenn PädagogInnen anstatt Angebote außerhalb ihrer Arbeitszeit zu planen in Kontakt treten würden mit Menschen die etwas verändern möchten.

Zum Beispiel mit der Plattform Educare oder dem ÖDHK. Aber vielleicht hat auch jemand ganz eigene neue Ideen. Ich wäre dabei!

 

 

 

Apropos Wertschätzung…

…als ich mir vor Kurzem eine Fernsehdebatte zum Thema Gewalt und Kommunikation ansah, blieb ich bei einem winzigen Satz hängen, der mich irgendwie berührte und mich in eine Gedankenspirale zog. Frau Heinisch Hosek meinte zu dieser Thematik man könne Gewaltfreie Kommunikation insofern bearbeiten, in dem man in Schulen und vor allem bereits im Kindergarten damit begänne, diese zu lehren beziehungsweise vorzuleben. Als ich das hörte dachte ich an meinen Beruf. Was sind meine Ziele in der Gruppe? Was möchte ich mit den Kindern erreichen? Wieviel Arbeit steckt eigentlich in meinem Tun mit den Kindern? … und dann wurde mir wieder bewusst, und das war wirklich schon notwendig, dass unsere Arbeit wirklich essentiell und elementar ist. Wir legen Grundsteine für den späteren Bildungsweg, wir geben den Kindern Raum die eigene Persönlichkeit in einem Gruppengeschehen wieder zu finden, wir sitzen die halbe Nacht an Texten, Kärtchen, Bildern uvm, um den Kindern den Zugang zu Themen zu erleichtern. Für mich ist es fast ein Privileg, so junge Menschen, ein Stück ihres Lebensweges begleiten zu dürfen und ihnen dabei spielerisch Zugang zu dieser großen Welt zu verschaffen.
Der Bildungsbereich Kindergarten, wird leider immer noch nicht zur Gänze als Bildungsbereich verstanden. Ich bin zu oft noch mit Menschen und Meinungen konfrontiert, die den Kindergarten als Aufbewahrungsstätte sehen und absolut keine Ahnung davon haben, was eigentlich hinter jeder einzelnen Gruppentür geschieht und da spreche ich noch gar nicht von Angeboten, sondern von ganz einfachen Alltagssituationen. Nehmen wir die Jause als Beispiel. Die Kinder lernen in der Gemeinschaft zu essen, zu teilen, ihren Platz sauber zu halten, Tischkonversation und im Allgemeinen, Regeln für ein angenehmes Miteinander. In dieser Sequenz, die im Alltag oft nur eine halbe Stunde dauert, sind allein schon viele Punkte der Förderung vertreten.
Ja, es gibt viele Schikanen. Wenn die Behörde wieder mal klopft und sich darüber beschwert, dass die Handtücher 3cm zu nah aneinanderhängen, es aber völlig in Ordnung ist, wenn ein/e PädagogIn alleine mit 25 Kindern in der Gruppe steht, weil wiedermal so massiver Personalmangel besteht. Ja, und es gibt immer noch die Stimmen die sagen „geh bitte was tust du? Spielen!“, aber genau dann dürfen wir uns nicht zurückziehen oder vielleicht noch Recht geben, genau das sind die Momente wo wir unserer Expertise Raum geben dürfen und zum Beispiel antworten könnten, dass wir gerne mit den Kindern spielen, denn das Spiel stellt für Kinder immerhin den Zugang zur Welt dar. Außerdem unterstützt es die Lernfreude, die Lernmotivation und damit die Neugierde und um all das zu erlangen, benötigt das Kind die aktive Unterstützung des pädagogischen Personals. Kinder können noch keine Textaufgaben lösen, ihre neuralen Bahnen sind erst im Aufbau und werden durch jede neue Aufgabe oder Entdeckung noch stabiler.

… und es würde noch so viel mehr geben, für das es sich lohnt sich selber und seinen Beruf wertzuschätzen…
An alle Pädagogen, PädagogInnen, pädagogische Assistenten und Assistentinnen, Leiter und Leiterinnen, an alle die den Kindergartenalltag mitgestalten… Ihr leistet fantastische Arbeit! Lasst euch nicht unterkriegen, stellt euch den Schikanen, schließt euch zusammen, sprecht miteinander, lobt euch gegenseitig und seid Stolz auf eure Arbeit.

Was trauen sie Kindern zu?

War eine der Fragen in einem Vortrag um heraus zu finden wie geeignet ein Mensch für die Arbeit als ElementarpädagogInnen ist.

In meinem Kopf konnte ich die Frage sofort beantworten: Alles! Kinder überraschen mich täglich mit dem was sie können, was sie wissen wollen und was sie lernen.

Trotzdem hat mich die Frage erwischt wie ein Schlag ins Gesicht. Denn im Alltag stellt sich für mich nicht die Frage: Was traue ich den Kindern zu? Für mich stellt sich die Frage: Was kann ich mir leisten Kinder zu zu trauen?

Am Beginn unserer Zusammenarbeit hat sich meine Kollegin dagegen ausgesprochen im Bewegungsraum die Aufsicht zu übernehmen. Meine Stationen bei der Bewegungslandschaft waren ihr zu gefährlich. Sie hat schnell gemerkt das ich nur aufbaue was ich den Kindern auch zutraue und in meinem Umgang mit den Kindern auch beobachtet, dass die Kinder sich selbst regulieren und die „gefährlichen“ Stationen nur mit Hilfe probieren bis sie es selbst können.

Dieses gemeinsame wachsen war nur möglich weil ich immer viel im Bereich der Bewegung gearbeitet habe und weiß, dass die meisten Kinder eine sehr gute Selbsteinschätzung haben und ich auch schnell herausbekomme bei welchen Kindern es gefährlich wird. Trotzdem habe ich in einem gesetzlichen Graubereich agiert: Wenn einem Kind etwas passiert wäre, läge es an mir zu argumentieren und zu beweisen, dass ich die Aufsichtspflicht nicht verletzt habe und alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen habe um die Gefahren zu minimieren. Viele andere KollegInnen machen weniger anspruchsvolle Bewegungslandschaften um nichts zu riskieren und ich habe vollstes Verständnis dafür. Weniger Kinder und mehr Personal würde bedeuten, dass wir mehr aufbauen könnten und den Kindern damit mehr Entwicklungspotenzial bieten würden.

Und das ist nur das Beispiel Bewegung. Dasselbse gilt für alle anderen Bereiche. Ich bin keine Verfechterin von immer mehr und größer ist besser. Aber auch die kleinen Aktivitäten müssen gut durchdacht vorbereitet und durchgeführt werden. Ein Experiment mit Wasser und Spülmittel birgt schon genug Gefahren wenn ich nicht davon ausgehen kann, ob nicht ein Kind auf die Idee kommt das Spülmittel zu kosten…

Was können wir uns also leisten den Kindern zu zu trauen? Im Moment lautet die eindeutige Antwort: zu wenig.

Extreme tun niemandem gut

Manchmal fühle ich mich als wäre ich teil von diesen (hauptsächlich) in Medien und sozialen Netzwerken bestrittenen „Mommy Wars“.

Wenn zum Beispiel eine Mutter auf mich zukommt und mich daran erinnert, dass sie letzte Woche ein Kind unserer Gruppe ohne Haube im Innenhof gesehen hat und mir einen kurzen aber prägnanten Vortrag darüber hält wie wichtig Kopfbedeckungen bei den momentanen Witterungsbedingungen sind.

Oder wenn mir eine Mutter vom letzten Spieltreffen bei xy berichtet bei dem die andere Mutter ihre Kinder alleine da lassen wollte um Besorgungen zu machen.

Oder wenn eine Mutter eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit der gesunden Jause beginnt weil sie die drei Aushänge zum Thema noch nicht gelesen hat und sie sich nicht verantwortlich fühlt für die gesunden Ernährung der anderen Kinder.

Die meisten solcher Situationen sind schnell aufzuklären. Trotzdem bleibt manchmal ein bitterer Nachgeschmack weil ich mir denke, wenn es alle besser wissen sollen die sich mal in die Gruppe stellen und an alles denken an das wir denken müssen. Allerdings weiß ich, dass ich die Arbeit gern und gut mache und die meisten Eltern sich in einem extremen Spannungsfeld von sehr viel Wissen und sehr viel Unsicherheit befinden. Am Beispiel Haube:

Jeder „weiß“, dass die meiste Wärme über den Kopf verloren geht und wir daher immer eine Haube tragen müssen – so geben wir das auch unseren Kindern weiter. Außer acht lassen wir dabei, dass das erstens gar nicht stimmt und zweitens jeder Mensch unterschiedliches Temperaturempfinden hat. Manche Menschen brauchen früher eine Kopfbedeckung manche später. Es sollte eine persönliche Entscheidung bzw eine gemeinsame mit dem eigenen Kind sein ab wann Hauben notwendig sind. Wenn also ein Kind ohne Haube in den Kindergarten kommt und ich selbst würde es auch gut ohne Haube aushalten habe ich kein Problem damit betreffende Kinder auch in den Innenhof zu lassen. Allerdings stellt man sich gegen das gesellschaftliche „Wissen“, dass jedes Kind eine Haube aufsetzen muss weil sie die nun mal brauchen.

Wir alle könnten es uns gegenseitig viel einfacher machen wenn wir, anstatt gesellschaftliche Konventionen einfach hin zu nehmen, freundlich nachfragen würden wenn uns das Thema wirklich interessiert. Und sonst vielleicht einfach lieber die Zeit mit unserem Kind genießen anstatt uns ein Urteil über andere zu erlauben.

Im Kindergarten würde es uns auf jeden Fall besser gefallen, wenn wir statt: „Ich finde es nicht fair, dass ich die gesunde Jause für alle bringen soll. Mein Kind kriegt ja eh immer was gesundes mit.“ – „Warum gibt es die gesunde Jause überhaupt?“ hören würden. Der Ton ist dann Bonus aber mit der Frage kann ich mehr anfangen als mit dem hingeschmissenen Vorwurf.

Um zum Titel zurück zu kehren: Hin und wieder ein Marmeladenbrot oder ein Brioche Kipferl schadet den Kindern auch nicht – auch wenn einzelne ErnährungsverfechterInnen uns das glauben lassen möchten.

 

 

Wieder Freund?

Einer meiner Lieblingssätze.

Für Kinder muss es nämlich gar keinen Anlass geben „wieder Freund“ zu sein. Oft beneide ich Kinder um diese Fähigkeit des bedingungslosen verzeihens und vergessens. Im Erwachsenenleben passiert es oft genug, dass einem eine Aktion am Morgen schon den Tag vermiesen kann. Eltern die ruppige Anmerkungen zu Aktivitäten der letzten Tage haben, KollegInnen die schlecht gelaunt in den Dienst kommen oder der Krankenstand einer anderen Kollegin der einem unerwartet den Spätdienst einbringt – alles potenzielle Tag – vermiesungs – momente.

Gerade in der Arbeit mit Kindern müssen wir uns aber immer so weit im Griff haben, dass sich die Laune nicht auf die Kommunikation und Interaktion mit den jungen Menschen auswirkt. Leider haben wir auch oft nicht die Möglichkeit einfach mal rauszugehen, tief durch zu atmen und mit frischer Energie zu starten.

Deshalb beneide ich Kinder um diese Momente in denen sie einfach für sich beschließen was vor 5 Sekunden, vor wenigen Minuten oder vielleicht auch gestern passiert ist, ist mir egal. Viel wichtiger ist es mir wieder Freund zu sein.

Das Zeremionell dazu läuft in meiner Beobachtung immer gleich ab: Ein Kind lässt von seiner Tätigkeit ab – geht zum betroffenen anderen Kind – spricht die magischen Worte: Wieder Freund? – und das andere Kind akzeptiert, danach gehen beide entweder wieder ihrer vorigen Tätigkeit nach oder spielen gemeinsam. Ich habe wirklich noch nie erlebt, dass die Anfrage abgelehnt wurde. Und das ist vermutlich auch eines der Geheimnisse: Die Kinder brauchen auch keine Angst vor Ablehnung haben. Die gibts in dem Fall einfach nicht.

Vielleicht schaffen wir es im stressigen Alltag uns ein Beispiel an den Kindern zu nehmen – und wenn Sie so eine Anfrage bekommen, nicht vergessen: Diese Frage muss mit JA! beantwortet werden!

Zurück nach 1999

Wie bereits Hartmann (1995) in ihrer Studie aufgezeigt hat, handelt es sich beim Kindergarten um eine hochwertige pädagogische Einrichtung, die aber auf Grund unzureichender strukturellen Bedingungen sehr stark an Qualität einbüßt.“

[…] es geht darum, wie Kindergartenpädagoginnen die Öffentlichkeit noch besser über ihre Qualifikation, über die Bedeutung der Entwicklungsförderung in den ersten Lebensjahren der Kinder und vor allem über die ihre Arbeit einschränkenden strukturellen Rahmenbedingungen in den Tagesheimen informieren werden können, um dies auch zu verändern. Es nützt nichts, die Ausbildung des Personals zunehmend zu professionalisieren, wenn die gelernten Dinge in der Praxis nicht umzusetzen sind, beziehungsweise wenn die Kompetenz auf Gund der zu hohen Kinderanzahl in der Gruppe, des Personalmangels, der Raumgröße etc. nicht unter Beweis gestellt werden kann.“

Es scheint als hätten wir bis heute noch nichts dazu gelernt. Denn dies sind zwei Abschnitte eines Artikels von Mag. Natalie Chisté aus  der Fachzeitschrift „Unsere Kinder“ und zwar aus der Ausgabe 05/99.

Wir haben jetzt bereits einige Fachkräfte die ihre Ausbildung neben der Ausübung ihres erlernten Berufes noch vertiefen. Durch einschlägige Fortbildungen, Lehrgänge oder ganze Studien. Alle diese KollegInnen bringen neue Kenntnisse, neue Erfahrungen und viel Motivation zur Umsetzung mit in die Arbeit. Doch kaum ein Arbeitgeber stellt mehr oder bessere Ressourcen, geschweige denn monetären Anreiz zur Verfügung um diese Leistungen zu honorieren.

In den ersten Lebensjahren wird die Basis für alle weiteren Lernerfahrungen geschaffen – gerade für diese braucht es liebevolle BegleiterInnen die wissen was sie tun. Dieses Wissen gepaart mit Motivation und Freude für den Beruf ist es was eine gute Kindergartenpädagogin/einen guten Kindergartenpädagogen ausmacht. Diese Menschen im Berufsbild der Kindergartenpädagogin/des Kindergartenpädagogen zu halten sollte unsere oberste Motivation sein.

Ich traue mich zu sagen, dass sich die Rahmenbedingungen seit Beginn meiner Ausbildung vor 19 Jahren nicht maßgeblich geändert haben.

Der heutige Tag soll ein Anfang sein. Der erste Tag der Elementarbildung soll eine Zeit einläuten in der wir uns aktiv für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen einsetzen. Lasst uns gemeinsam Ideen sammeln, austauschen und nicht müde werden zu sagen: Wir wollen das Beste für die Kinder. Dafür brauchen wir bessere Rahmenbedingungen. Jetzt.

 

Gemeinschaft

Wir mussten die Sitzordnung in der Garderobe ein wenig verändern. Die Kinder begannen sich gegenseitig aufzuschaukeln und wir konnten durch Veränderung der Plätze mehr Hilfe untereinander aber auch ein ruhigeres Raumklima beobachten.

Für die Kinder war das kein Problem – wir hatten besprochen was wir vorhatten, haben die Kinder auch so weit als möglich einbezogen und die Umstellung funktionierte beinah reibungslos. Auch auf Information der Eltern hatten wir nicht vergessen und rechtzeitig Elternaushänge geschrieben.

Tja…die werden wohl nicht immer gelesen. Einige Tage nach der Umstellung erreichte mich eine besorgte Mutter die meinte ihr Kind käme überhaupt nicht klar mit der plötzlichen Platzveränderung und sie wäre ja jetzt überhaupt nicht mehr neben ihrer Freundin.

Ich musste ein wenig Ärger runterschlucken weil ich wusste, dass es nicht das Kind war, dass ein Problem mit der Umstellung hatte. Sie kam unverändert herein und genoss die Aufmerksamkeit des älteren Kindes neben ihr. Trotz meines Ärgers hatten wir ein angenehmes ruhiges Gespräch und ich konnte die Mutter gut auffangen. Allerdings gab mir das ganze zu denken.

Für die Mutter war es, naturgemäß, sehr wichtig wie es ihrem Kind und ihr mit der Umstellung erging und am Rande auch noch der jungen Freundin – wenn auch das mehr als Eigennutz erschien.

Was wir in solchen Momenten gerne vergessen und ich nehme mich hierbei nicht aus, ist dass der Mensch im Grunde ein gemeinschaftliches Wesen ist. Was gut ist für die Gruppe wirkt sich längerfristig auch gut auf das Individuum aus, auch wenn das im Moment schwerer zu sehen ist.

Das betroffene Kind, hatte immer ein wenig Schwierigkeiten damit auf andere Kinder zu zu gehen und wurde nun zu einem hilfsbereiten älterem Kind gesetzt welches sie gerne unterstützt und ihr damit auch ein wenig die „Angst“ vor weiterer Kontaktaufnahme nimmt. Durch die ruhigere Atmosphäre in der Garderobe sind alle Kinder, aber auch wir etwas entspannter und schaffen es die Übergangszeiten zum Raumwechsel oder zum rausgehen kürzer zu halten. Die neue Sitzordnung birgt weniger Konfliktpotenzial da wir Kinder die mehr Raum brauchen an die Ecken setzen konnten an denen sie weniger Rücksicht auf die anderen Kinder nehmen müssen.

In vielen Fällen ist die sofortige Auswirkung auf das Kind ersichtlich, in manchen nicht. Unsere Aufgabe als PädagogInnen ist es aber immer auch die Gemeinschaft im Auge zu behalten. Schließlich begleiten wir Kinder auf dem Weg in eine demokratische Gesellschaft und wollen ihnen auch Werte wir Hilfsbereitschaft, Zivilcourage und Freundschaft näher bringen. Diese Werte funktionieren nicht aus rein egoistischen Motiven heraus.

Ich finde es schade, dass ich nicht immer genug Zeit habe um den Eltern auch solche Informationen weiter zu geben. Aber der stressige Alltag lässt es einfach nicht zu und ein Elternabend zum Thema würde extra Stunden kosten die ein Arbeitgeber selten tragen möchte.

 

Ob ich nochmal eine freie Bewegungseinheit mache?

Konkret geht es um das Urteil des OGH. Leider sind gute Quellen schwer zu finden, deshalb halte ich mich in diesem Beitrag etwas vage. Was ich gefunden habe sind Artikel in der Krone und Heute

Kurz zusammengefasst scheint es um eine erwachsene Person zu gehen die 21 Kinder im Bewegungsraum bei einer Bewegungslandschaft betreut. Unglücklicherweise stürzt eines der Kinder von der Rutsche. Der Vater des Kindes klagt auf Schadenersatz. Der Oberste Gerichtshof gibt ihm recht.

Soweit, so die Rechtssprechung.

Wir wissen nicht, wie die Bewegungslandschaft aufgebaut war, wie die einzelnen Stationen abgesichert waren, warum die Betreuungsperson nicht bei der Rutsche gestanden ist, ob ein weiteres Kind in den Vorfall involviert war, wie die Kommunikation nach dem Vorfall aussah, was genau den Vater dazu brachte bis zur obersten Instanz zu gehen, ob er die Betreuungsperson als Verantwortliche sieht oder die Institution weil zu wenig Personal da war, und so weiter. Viele offene Fragen also.

Was wir aber ganz sicher alle wissen ist wie wichtig Bewegung für Kinder ist. Und auch wie ungünstig die Rahmenbedingungen im Kindergarten derzeit sind.

Ich gebe es gerne zu: Ich war sicher auch schon mit 25 Kindern allein im Bewegungsraum. Vielleicht weil meine Kollegin kurz aufs Klo musste. Vielleicht mit 24 weil sich ein Kind verletzt hatte und ein Kühlpack brauchte und etwas guten Zuspruch. Vielleicht weil der großteil der Gruppe Bewegung brauchte und ich an dem Tag alleine arbeitete weil meine Kollegin im Krankenstand war.

Ja, es war mir immer bewusst das ich damit ein Risiko eingehe. Aber ich habe immer darauf vertraut, dass ich die Kinder und ihre Selbsteinschätzung sehr gut kenne, aber auch darauf, dass die Eltern Verständnis haben für Schrammen und Verletzungen. Schließlich haben sich die Kinder auch selbst schon oft genug nur unter der Aufsicht ihrer Eltern verletzt. Ich wurde nie enttäuscht und wir hatten schon einen verstauchten Knöchel, Beulen an Stirn und Hinterkopf und eine kleine Platzwunde.

Weder die eine Variante, mit dem verklagenden Vater, noch die andere Variante mit der Pädagogin die sich in einem Graubereich von Vertrauen auf Kinder und Eltern und Bewusstsein von Risiko bewegt sind in meinen Augen die richtigen Wege.

Was es braucht, ist ein passender Betreuungsschlüssel der sowohl Zeit für genügend Bewegung mit genug Personal, als auch für gelingende Elternarbeit lässt. Dieser Betreuungsschlüssel wird nun schon lange verlangt – vielleicht braucht es ein Wachrütteln der Politik durch solche Fälle wie den vorliegenden. Auch wenn ich ehrlich sagen muss: Es ist schade, dass immer erst was passieren muss, bevor etwas passiert.

Ein spannender Beitrag zum Personalschlüssel findet sich auf der Seite des Niedersächsischen Insituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung.

EDIT: Nach verfassen des Beitrags sind noch einige Quellen aufgetaucht:

Kleine Zeitung

Das Urteil

 

 

Was Kinder in der Eingewöhnung brauchen

Dazu gibt es zwar schon einige Artikel, trotzdem ist es mir wichtig dieses Thema anzusprechen. Es gibt nämlich kein General – Rezept für Eingewöhnungen. Von Kindern die zum ersten Mal in Fremdbetreuung kommen und einfach einspazieren und damit glücklich sind, bis zu Kindern die sich monatelang sträuben die Bezugsperson zu verlassen obwohl sie bereits Erfahrungen in außerfamiliärer Betreuung gemacht haben, die gut verlaufen sind, ist alles möglich.

Das wichtigste, dass wir Große in dieser Phase der Umstellung leisten können, sowohl als familiäre Bezugsperson als auch als Pädagogin, sind Sicherheit und Freiraum zu geben. So widersprüchlich das klingen mag. Jedes Kind braucht individuell genug von beidem.

Dazu ein Praxisbericht:

Wir hatten vor einigen Jahren ein Kind, dem es immer schwerfiel über die Schwelle zu treten. Wenn es einmal in der Gruppe war, war auch der restliche Tagesablauf kein Problem mehr. Aber der Moment der sichtbar räumlichen Trennung schien ihm aus irgendeinem Grund jeden Tag aufs neue herauszufordern. Es ergaben sich unterschiedlichste Versuche: drüberspringen – reinheben – mit mir/meiner Kollegin reinkommen – von der Bezugsperson hereingebracht werden. Nichts mit dauerhaftem Erfolg. Bis zu dem Tag an dem ich einfach mal scherzhaft meinte: „Weißt du was? Ich geh raus und du gehst rein. Wir wechseln einfach und tun so als würde ich gerade erst kommen.“ Ich ging also in die Garderobe und nach kurzem zögern beschloß dass Kind wirklich in die Gruppe zu gehen, legte sich in den Kuschelbereich und begann langsam anzukommen. Als ich nach wenigen Minuten wieder reinkam begrüßte ich das Kind ohne große Aufregung, so als wäre ich gerade gekommen. Dieses Zeremoniell absolvierten wir einige Wochen bis es für das Kind in Ordnung war, von selbst über die Schwelle zu kommen.

Meine These dazu: Wir hatten dem Kind einfach zu wenig Freiraum gegeben. Ein zu großes Theater aus „der Schwelle“ gemacht.

Für andere Kinder wäre so etwas undenkbar. Sie haben geradezu gewartet darauf abgeholt zu werden.

Jedes Jahr aufs neue ist es eine Herausforderung herauszufinden welches Kind welches Maß an Sicherheit und Freiraum benötigt. Sowohl für das pädagogische Personal als auch für die Eltern, kann es eine sehr frustrierende Zeit sein, da viele Kinder selbst nicht genau artikulieren können was sie brauchen und so gleicht es ganz vielen individuellen Spurensuchen. Gleichzeitig bergen diese Erfahrungen soviel Möglichkeiten des einander kennenlernens und sind extrem lohnend.

Ich wünsche allen die im pädagogischen Bereich tätig sind eine wundervolle Zeit der Eingewöhnung! Viel Kraft und viel Erfolg!

Was wir leisten sollen und wie wir dafür ausgebildet werden

Ganz ehrlich: Als ich die jetztige BAFEP absolvierte und ich wurde gefragt warum war meine Antwort sehr simpel. Ich weiß das ich sehr gut mit Kindern arbeiten kann und für nur ein Jahr mehr habe ich sowohl Berufsausbildung als auch Matura.

Nach meinen ersten Praxiserlebnissen kam ich schnell zu dem Schluß, dass ich nicht in den Beruf einsteigen werde. Nicht wegen der Kinder – mit denen war die Arbeit immer großartig – ich fühlte mich nicht darauf vorbereitet mit den Eltern in einen Diskurs zu treten und meine Arbeit nicht nur zu präsentieren sonder auch die Wichtigkeit zu unterstreichen.

Die Elternarbeit bei uns bestand aus reiner Präsentationsarbeit. Das mag zwar wichtig sein, damit die Bezugspersonen einen Einblick in die Arbeit im Kindergarten bekommen aber warum genau wir das machen und wie wichtig die ersten Jahre sind das kam nicht herüber. Und ganz ehrlich: Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass das gewünscht war. Weder vom Lehrpersonal noch von den Eltern.

Seitdem ist ein wenig Wasser die Donau runtergeflossen und die Ansprüche an den Kindergarten haben sich gewandelt.

Wir sollen nicht mehr nur präsentieren. Wir sollen auch zum Entwicklungsstand jedes einzelnen Kindes Bescheid wissen. Stärken fördern und Schwächen erkennen und genauso fördern am besten mit einzelnen Entwicklungsplänen für die Kinder. Eltern die besonders interessiert sind wollen auch immer wissen ob und wieviel ihr Kind gegessen hat – also wäre es auch gut das Essverhalten und die Verdauung der Kinder im Blick zu haben. Besonders im sportlichen und sozialen Bereich soll so gefördert werden wie die Bezugspersonen es sich vorstellen. Nämlich möglichst ohne Risiken – Bewegungsbaustellen nicht zu hoch, denn Kinder könnten fallen und Konflikte nicht zu intensiv denn ein Kind könnte ein anderes Kind verletzen. Sollte trotzdem etwas passieren muss man sich als Elementarpädagogin diplomatisch, freundlich und auf jeden Fall verständnissvoll rechtfertigen ganz egal was für einen Ton Bezugspersonen an den Tag legen.

Und das alles ohne entsprechende Ausbildung in dem Bereich. Ich hatte das Glück meine Zeit zwischen Ausbildung und Berufsantritt für Studium und Seminare verwenden zu können und gehe mit solchen Situationen in meinen Augen recht professionell um. Allerdings komme auch ich oft an meine Grenzen und nehme Ärger mit nach hause und außerdem hat diese Zeit mein Gehaltsschema nachhaltig beeinflusst. Ich wurde gleich eingestuft wie eine Berufsanfängerin nach der Schule.

Es muss einfach sein: Die Ausbildung der ElementarpädagogInnen gehört aufgewertet und überarbeitet. Was dabei auf keinen Fall auf der Strecke bleiben darf sind die vielen Praxisbesuche die wir absolvieren mussten.